Im Osten ausgehend von China und Japan erstreckte sich die seit der Antike bestehende historische Seidenstraße über Indien, Afghanistan, Iran, Zentralasien und den Kaukasus bis nach Europa, auf die Arabische Halbinsel sowie nach Nordafrika. Sie umfasste dabei den Indischen Ozean sowie das Chinesische, Japanische, Rote, Schwarze, Asowsche und das Kaspische Meer.
Verschiedenste Waren und Güter wurden auf dieser Verbindung zwischen Asien und Europa getauscht: Gold, Gewürze, Keramiken, Papier, Porzellan, Waffen, Schmuck und natürlich die namensgebende Seide. Jenseits dieser materiellen Werte entwickelte sich die Seidenstraße im Laufe der Jahrhunderte auch zu einer Brücke des Austausches von Kulturen, Wissen, Technologien und Mentalitäten.
Im Vorfeld der Jahrtausendwende beschrieb der georgische Staatspräsident Eduard Schewardnadse (1928-2014) die Idee einer neuen Seidenstraße als „Verkehrsweg ins 21. Jahrhundert“ in seinem gleichnamigen Buch aus dem Jahr 1999. Schewardnadse schreibt dazu:
In Bezug auf den immateriellen Transfer über die Seidenstraße schreibt er:
Hierdurch soll die Konnektivität in den fünf Kernbereichen Politik, Infrastruktur, Handel, Finanzen und Zivilgesellschaft weltweit gefördert werden. Im März 2019 haben bereits 125 Staaten, davon 16 EU-Mitgliedsstaaten sowie 29 internationale Organisationen verschiedene Kooperationsvereinbarungen zur BRI unterzeichnet.
Unter den EU-Mitgliedsstaaten haben bisher Bulgarien, Estland, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Polen, Portugal, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Rumänien entsprechende Vereinbarungen unterzeichnet.
Das Belt and Road Forum (BRF) ist die hochrangigste Plattform, um die Pläne für die Zusammenarbeit und die Entwicklung der Handelsinfrastruktur im Rahmen des Projekts Neue Seidenstraße zu diskutieren. Beim ersten Belt and Road Forum im Mai 2017 in Peking nahmen 29 Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter von insgesamt mehr als 130 Ländern teil. Die beschlossenen 279 Projektvorhaben sind im Jahr 2019 bereits zu mehr als 96 % umgesetzt.
Projektvorhaben im Rahmen der Neuen Seidenstraße sind in großer Mehrheit kommerzielle Projekte, bei denen sich Unternehmen unter Einhaltung internationaler Regeln und örtlicher Gesetze nach marktwirtschaftlichen Prinzipien beteiligen. Die entworfenen Leitlinien zur Finanzierung der Entwicklung der Neuen Seidenstraße wurden neben China von 27 weiteren Staaten, wie Großbritannien und der Schweiz, angenommen. Diese Prinzipien zielen auf eine nachhaltige Finanzierung ab und beugen einer Überschuldung einzelner Staaten vor. Die Weltbank erwartet eine Kostenreduktion im Welthandel von 1,1 %–2,2 % durch die Neue Seidenstraße – im chinesisch-zentralasiatischen Wirtschaftsraum sogar eine Senkung von 10,2 %.
Über 100 Milliarden Euro werden in den nächsten Jahren von chinesischer Seite für Projekte im Zusammenhang mit der Neuen Seidenstraße zur Verfügung gestellt. Die ambitionierte Wirtschaftsdiplomatie Chinas zum Ausbau der Neuen Seidenstraße sowie das international stetig wachsende Interesse an dieser globalen Entwicklungsstrategie stellt deutsche und europäische Unternehmen vor die Aufgabe, einen passenden Anschluss an dieses globale Austauschnetz zu finden. Genau hier knüpft die Arbeit der Bundesfachkommission Neue Seidenstraße des BWA an.